Nele Neuhaus

Interview mit Nele Neuhaus 

Nele Neuhaus über Sichselb


Was ist Ihr Lieblingsessen?

Bowls mit Basmati-Reis und viel Gemüse, am liebsten mit Rosenkohl, Süßkartoffeln, Avocado, Tomaten, Gurke und meinem Spezial Limetten-Dijonsenf-Dressing 🙂

Was ist Ihren Lieblingsfarben?
Froschgrün und grau

Was ist Ihr Lieblingstier?
Pferde und Hunde

Haben Sie ein Haustier?
Ja, Akela, einen vier Jahre alten Australian Cattle Dog-Rüden, außerdem Cody und Beastmode, zwei American Quarterhorses, die aber (leider) nicht bei uns im Haus wohnen.

Was sind Ihren Hobbies?
Lesen, Reisen, Geschichten ausdenken, der Umgang mit meinen Pferden, besondere Gerichte essen, lange Spaziergänge mit meinem Hund durch den Taunus.

Papierbuch oder E-Books?
Zuhause Papierbuch, auf Reisen auch E-Book

Nele Neuhaus über schreiben

 

Welche Arbeit haben Sie gemacht, bevor Sie Autorin wurden?
Ich habe Jura studiert, aber das Studium nach 6 Semestern abgebrochen, weil ich gemeinsam mit meinem ersten Ehemann seine Fleischwarenfabrik geleitet habe, ich war vorwiegend im Büro und im Verkauf tätig. So konnte ich damals auch meine ersten Bücher, für die ich keinen Verlag gefunden hatte, an meine Kunden verkaufen! 🙂

Wie länge schreiben Sie und wieso haben Sie angefangen mit schreiben?
Ich schreibe schon Geschichten, seitdem ich ein kleines Mädchen war. Schreiben war immer mein liebstes Hobby; ich habe Schulhefte vollgeschrieben und bekam später eine Schreibmaschine von meinen Eltern geschenkt. Ich hatte schon immer viel Phantasie und habe sehr viel gelesen. Das hat mich dazu inspiriert, selbst Bücher schreiben zu wollen.

Wie erfinden Sie eine Geschichte?
Am Anfang steht immer eine Idee. Bei den Krimis ist es meistens irgendeine Notiz, die ich in der Zeitung gelesen habe, oder eine TV-Dokumentation. Wenn mich das Thema interessiert, lasse ich es mir im Kopf herumgehen. Das ist ein Prozess, der „nebenbei“ läuft. Ich konzentriere mich nicht darauf, eine Geschichte zu erfinden, sie entwickelt sich langsam. Und eines Tages weiß ich, was ich erzählen will. Dann fange ich an, den Plot zu entwerfen, die einzelnen Handlungsstränge und ich denke mir die Figuren aus. Danach kommt die Recherche, denn oft schreibe ich über Themen, mit denen ich mich nicht gut auskenne. Das ist eigentlich immer der spannendste Teil meiner Arbeit.

Wo schreiben Sie an liebsten?
Ich schreibe grundsätzlich an meinem Schreibtisch. Da habe ich all meine Notizen zur Hand. Und wenn es dann an die richtige Schreibarbeit geht, stehen Whiteboards und um mich herum stapeln sich die Notizzettel.

Schreiben für Erwachsenen oder Jugend?
Beides macht mir Freude! Es gibt große Unterschiede zwischen der Arbeit an einem Krimi, einem Roman und einem Jugendbuch. Die Herangehensweise ist anders, auch die Sprache.

Haben Sie Tipps zum Schreiben?

Zuallererst sollte man wissen: Es ist wahnsinnig schwer, mit dem Schreiben Erfolg zu haben. Ich selbst habe mein Leben lang geschrieben und als ich dann endlich mein erstes Buch fertig hatte, wollte es kein Verlag haben. Ich habe es schließlich selbst drucken lassen und war neben meiner normalen Arbeit damit beschäftigt, die 500 Exemplare aus meiner Garage zu verkaufen. Ich habe alles selbst gemacht: Marketing, Versand, Lesungen vor drei oder vier Leuten, ich bin in Buchhandlungen gegangen und habe gefragt, ob sie mein Buch verkaufen wollten (die meisten wollten nicht). Ganz langsam habe ich mir eine Lesergemeinde aufgebaut und dann auch meine ersten beiden Krimis selbst verlegt und verkauft, bis der Ullstein Verlag auf mich aufmerksam wurde. Ich war schon fast 40 Jahre alt, bis ich erfolgreich wurde. Manche Autoren haben dieses Glück nie. Ich denke, man sollte in erster Linie aus Freude am Geschichtenerzählen schreiben, und nicht nach Bestsellerlisten schielen. Wichtig ist, dass man das Handwerkszeug eines Autors beherrscht: Gute Rechtschreibung und großer Wortschatz sind Grundvoraussetzungen. Man sollte wissen was man schreiben will und wer die Zielgruppe ist. Es gibt mittlerweile viel Literatur für junge Autoren, auch auf YouTube findet man Schreibratgeber. Wer wirklich Lust, Geduld und Durchhaltevermögen hat und sich von Rückschlägen und Absagen nicht entmutigen lässt, der kann das Schreiben erlernen. Vor allen Dingen aber sollte es Spaß und Freude machen.

Nele Neuhaus über Ihrem Bücher

 

Welches Ihrer eigenen Bücher gefällt Ihnen am besten/schönsten/lustigsten? Und wieso?
Ganz besonders liebe ich mein allererstes Buch, den Thriller Unter Haien. Ich habe damals acht oder neun Jahre an diesem Buch geschrieben und ich erinnere mich, wie verlassen ich mich fühlte, als die Arbeit beendet war. Meine Jugendbücher mag ich auch sehr. Pferde und das Reiten sind meine große Leidenschaft und ich fühle mich beim Schreiben immer in meine Jugendzeit zurückversetzt. Außerdem sind sie oft lustig, das gefällt mir. Auch die Sheridan Grant-Reihe liebe ich sehr. Die Idee zu Sheridans Geschichte hatte ich schon vor vielen Jahren und es war herrlich, sie endlich schreiben zu können. Als junge Frau habe ich davon geträumt, für eine Weile in den USA zu leben. Das hat leider nicht geklappt, aber in meinen Büchern Unter Haien, Sommer der Wahrheit, Straße nach Nirgendwo, Zeiten des Sturms und dem Jugendbuch Elena – Das Geheimnis der Oaktree-Farm konnte ich meine Leidenschaft für Amerika richtig ausleben.

Welcher Figur aus Ihrem Büchern sind Sie am ähnlichsten? Und wieso?
Meine Kommissarin Pia Sander (früher Kirchhoff) hat viel Ähnlichkeit mit mir. Als ich sie erschaffen habe, ahnte ich nicht, dass sie eines Tages eine echte Serienheldin werden würde. Sie ist so alt wie ich, sie liebt Tiere, sie hat ähnliche Vorlieben und Abneigungen wie ich. Das war es allerdings auch schon mit den Ähnlichkeiten. Pia hat schlimme Dinge erlebt – ich nicht. Sie ist viel mutiger als ich.
Charlotte aus Charlottes Traumpferd ist in den ersten Bänden eigentlich die kleine Nele. Den ersten Band schrieb ich ursprünglich für meinen Papa zu seinem 70. Geburtstag. In der Originalfassung spielte die Geschichte in den 80er Jahren und es war meine eigene Geschichte: Der Reitstall nebenan, die ängstliche Charlotte, die sich immer wieder überwinden muss, weil sie oft Angst vor den Schulpferden hatte, der Urlaub auf der Insel Noirmoutier, die Erlebnisse im Reitstall – das alles habe ich genauso erlebt. Allerdings bekam ich kein Pferd von meinen Eltern geschenkt. Die Pferde kamen erst später, durch meinen ersten Mann. 🙂

Charlottes Traumpferd oder Elena? Und Wieso?
Wie gesagt: Charlotte ist mir vom Charakter und ihrem sozialen Umfeld ähnlicher als Elena. Ich wäre gerne wie Elena gewesen, so mutig und talentiert. Und natürlich hätte ich früher gerne auf einem Reiterhof gelebt. Ich mag beide Figuren sehr, und es gefällt mir, sie und ihre Freunde über Jahre zu begleiten. Das macht mir ohnehin viel Spaß.

Reiten Sie auch ein Pferd wie Elena oder Charlotte?
Ich bin mein Leben lang geritten. Mein erster Mann war Amateur-Springreiter, er war mutig und sehr ehrgeizig. Ich nicht. Ich habe unsere Pferde gepflegt, trainiert, habe sie mit dem LKW zu Turnieren gefahren, über zwanzig Jahre drehte sich mein Leben um die Arbeit in der Fleischfabrik und die Pferde. Ich selbst reite am liebsten ins Gelände. Da komme ich zur Ruhe, kann meine Gedanken schweifen lassen. Leider hat die harte Arbeit ihre Spuren hinterlassen, meine Wirbelsäule ist sehr kaputt, deshalb reite ich jetzt, mit 54, nicht mehr. Das Risiko ist zu groß. Aber ich habe noch zwei Pferde, zwei Quarterhorses und ich genieße es zu erleben, wie aus meinen Fohlen erwachsene Pferde wurden. Ich putze und pflege sie, schaue zu, wenn sie geritten werden. Das tut meiner Seele gut. Wenn ich bei den Pferden bin, bin ich ganz im Hier und Jetzt, dann gibt es nichts anderes. Das ist ein wunderbarer Ausgleich für die Arbeit am Schreibtisch.

Wofür schreiben Sie nur Jugendbücher über Pferde?
Die Welt der Pferde und des Reitens war schon immer meine Leidenschaft. Da kenne ich mich aus und habe in 40 Jahren sehr viel erlebt, was ich in meine Geschichten einbringen kann. Ich schreibe gerne für Mädchen, wie ich selbst eines war. Und man kann viele aktuelle Themen, die die jungen Menschen heutzutage bewegen, mit in diese Geschichten einbringen.

Kommt da eine Verfilmung der Elena- oder Charlotte Reihe?
Ich habe die Filmrechte für die ersten beiden Bände der Elena-Reihe an eine Filmproduktionsfirma verkauft. Eigentlich sollte letzten Sommer gedreht werden, doch dann kam Corona und alle Pläne wurden vorübergehend auf Eis gelegt. Wann und ob überhaupt gedreht werden wird, steht momentan nicht fest. Aber ich werde auf jeden Fall die beiden Reihen weiterschreiben.

Nele Neuhaus über lesen

 

Wieso ist lesen so wichtig?
Abgesehen vom reinen Vergnügen schult und inspiriert das Lesen die geistigen Fähigkeiten, verbessert den Wortschatz und die Ausdrucksfähigkeit.

Wofür ist Ihre Stiftung?
Meine Stiftung unterstützt Projekte zur Förderung der Lese-, Schreib- und Sprachkompetenzen junger Menschen. Auf meinen Lesereisen bin ich in Schulen und Kinderhorten immer wieder Kindern begegnet, die noch nie freiwillig ein Buch in die Hand genommen haben. Niemand hat ihnen beigebracht, wie schön es ist zu lesen! Gerade heutzutage ist es sehr wichtig, dass junge Menschen die deutsche Sprache perfekt in Wort und Schrift beherrschen, sonst werden sie spätestens in der Konkurrenz um Studien-, Ausbildungs- und Arbeitsplätze uneinholbar benachteiligt sein. Ich möchte erreichen, dass Kinder und Jugendliche, die nicht von zu Hause aus Zugang zum Medium "Buch" finden, eine Chance bekommen.

Wo lesen Sie am liebsten?
Auf der Couch. Abends im Bett. Aber eigentlich lese ich überall gerne.

Das Bücherregal von Nele Neuhaus: Was lesen Sie jetzt gerne?
Gerade habe ich Die Anomalie von Hervé Le Tellier gelesen und im Moment lese ich Das Bankett der Totengräber von Mathias Enard. Sehr gefallen haben mir auch Der Susan Effekt von Peter Høeg, Was bleibt von Susannah Walker, Der Vater des Attentäters und Vor dem Fall von Noah Hawley. Mitchell Zuckoffs 9/11 war eine sehr aufwühlende und berührende Lektüre zum 20. Jahrestag des 11. Septembers. Generell lese ich nicht mehr so viele Krimis wie früher einmal, aber Håkan Nesser und Tana French gehen bei mir immer.

Gibt es noch etwas anderes dass Sie den Leser(innen) sagen möchte?
Ich freue mich unglaublich darüber, so viele treue und begeisterte Leserinnen und Leser in den Niederlanden zu haben! Schon mehrfach durfte ich Lese- und Promotionreisen in den Niederlanden machen und viele Leser und Leserinnen, Blogger und Bloggerinnen kennenlernen. Ich habe Glück, großartige Verlage und Übersetzer zu haben. Ich hoffe, dass noch viele Menschen in den Niederlanden meine Bücher für sich entdecken.